In einer gemütlichen Runde mit befreundeten Paaren unterhielten wir uns darüber, wer was und wie viel der täglichen Hausarbeit übernimmt. In beiden Fällen sind die Partner und Partnerinnen berufstätig, das eine Paar hat drei schulpflichtige Kinder, das andere ist kinderlos, und beide arbeiten Vollzeit. Die beiden Männer gaben zu Protokoll, rund 40% der Arbeit, die in einem Haushalt anfällt, zu erledigen; nur gering weniger als ihre Partnerinnen – worauf sich die Frauen sogleich belustigte Blicke zuwarfen: «40%? Schön wärs!»
Freundin A schätzte, zu mindestens 85% allein für den Haushalt verantwortlich zu sein, und Freundin B glaubte ebenfalls, sich wesentlich mehr um Kinder und Haushalt zu kümmern als von ihrem Mann angegeben. Schätzen wir uns so falsch ein; oder zählen in unseren Augen nur jene Aufgaben zum Haushalt dazu, um die wir uns selber kümmern? Gehört zum Beispiel die Wartung des Autos ebenso zu den Haushaltsaufgaben wie das Kleiderkaufen mit den Kindern?
Plötzlich werden Pflichten und Privilegien verglichen
Lange Zeit glaubte ich, vor diesen mühseligen Diskussionen, wer wann und wie viel zur Hausarbeit beiträgt, gefeit zu sein. Wer zuerst daheim ist, kocht, wer nach der Arbeit beim Supermarkt vorbeikommt, kauft ein – dasselbe gilt für Wäsche und Staubsaugen. So hat das doch früher immer prima funktioniert: Die Zweizimmerwohnung war schnell geputzt, die Wäsche von zwei Personen überschaubar. Jeder hatte neben den gemeinsamen Plänen seine eigenen Projekte, und nie wurden Pflichten und Privilegien verglichen.
Warum geraten diese Automatismen und vor allem die damit verbundene Leichtigkeit so häufig aus den Fugen, wenn aus einem Paar eine Familie wird? Natürlich wächst die Verantwortung, und es fallen neue Aufgaben an, doch plötzlich müssen auch Banalitäten ausgehandelt werden, und manchmal entstehen daraus Diskussionen, die man früher nicht für möglich gehalten hätte. Sollen wir einander wirklich gegenseitig vorrechnen, wie viel wir jeweils erledigen, wer wann das letzte Mal wie lang im Ausgang war oder jeden Donnerstag den Müll hinunterträgt?
Ja und nein. Grundsätzlich sollen ungute Gefühle angesprochen werden. Sobald etwas wiederholt irritiert oder gar ärgert, muss es zur Sprache gebracht werden – selbst wenn es sich dabei nur um die schmutzigen Socken handelt, die schon wieder herumliegen. Die interessanteren Fragen scheinen mir jedoch, warum und ab welchem Zeitpunkt solche Banalitäten überhaupt zu stören beginnen beziehungsweise warum der Aufwand, die Socke in den Wäschekorb zu werfen, tatsächlich als nennenswert erscheint. Und warum es in der Tendenz vorwiegend die Partnerinnen sind, die sich über solche und ähnliche Dinge aufregen.
An der Arbeitsaufteilung kann man arbeiten
«Das Problem ist, dass er es einfach nicht sieht», beklagt sich Freundin A. «Er kann 10-mal an einem übervollen Aschenbecher vorbeigehen und käme nie auf die Idee, diesen zu leeren.» O ja, das kenne ich. Aber ich muss auch eingestehen, dass es umgekehrt ebenfalls viele Pendenzen gibt, die schlicht nicht auf meinem Radar erscheinen. Manchmal wünschte ich mir, unsere Arbeitsaufteilung wäre etwas weniger klassisch, sprich: Ich würde mich um Versicherungen und schnelles Internet kümmern und er sich um ein sauberes Bad. Daran kann man arbeiten.
Doch weit wichtiger scheint mir, dass in einer Partnerschaft beide ihren Beitrag leisten und am selben Strick ziehen. Unseren Kindern versuche ich schliesslich auch immer wieder nahezulegen, dass es keine Rolle spielt, wer von ihnen zuletzt den Tisch gedeckt hat – denn im Grossen und Ganzen gleicht es sich am Ende doch sowieso von allein aus.
Diese Postings könnten Sie auch interessieren: «Verloren im Hausfrauenalltag» oder «Das Familienmodell der Zukunft».
Der Beitrag Leidige Hausarbeit! erschien zuerst auf Mamablog.